Ein wahres Schwergewicht über die Tattoo-Kunst bringt der wunderbare Taschen Verlag mit „TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection“ auf die Bücherregale von Tattoo-Enthusiasten. Der legendäre Amsterdamer Tätowierer und Historiker nimmt uns mit auf eine faszinierende und bildgewaltige Reise durch mehr als 200 Jahre Kulturgeschichte.
Dass Tattoos schmerzhaft sein können, weiss jeder, der schon einmal unter einer Tätowiernadel lag. Der Taschen Verlag bereichert unseren diesbezüglichen Erfahrungsschatz nun durch die Herausgabe eines Buches, welches so schwer ist, dass es über eine mit Tragegriff ausgestattete Transportverpackung verfügt und beim Nachhausetragen das tätowierte Handgelenk arg strapaziert.
Tattoo-Geschichte, die unter die Haut geht
Doch ein Blick in diesen beeindruckenden Bildband lässt einen die Transportstrapazen schnell wieder vergessen. Neben persönlichen Erinnerungen und zahlreichen Flash-Sheets bekannter Tattooists liefert uns Henk Schiffmacher ein umfassendes kulturgesellschaftliches Porträt dieser unter die Haut gehenden Kunstform von den Anfängen um 1730 bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Das liebevoll gestaltete, in den Sprachen Englisch, Deutsch und Französisch verfasste Mammutwerk ist eine Liebeserklärung an die Tätowierkunst und stellt uns viele Pioniere und Künstler aus vergangenen Epochen vor, welche massgeblich dazu beigetragen haben, dass Tätowierungen ihren Weg mitten in unsere moderne Gesellschaft gefunden haben.
Es war der Weltreisende James Cook, der um 1771 tahitianische Tätowierwerkzeuge nach Europa brachte und das Wort „tattow“ (tahitianisch „tautau“ für „schlagen“) benutzte, aus welchem sich schliesslich der Begriff „Tattoo“ formte.
Ein langer Weg bis zur Akzeptanz
Dass der Weg der Tätowierungen nach Europa und in die neue Welt nicht nur ein langer, sondern mitunter ein durchaus steiniger war, beweisen zahlreiche Fakten und Anekdoten, welche uns Henk Schiffmacher als Historiker näher bringt. So erfahren wir zum Beispiel, dass das Tätowieren in New York ab 1961 gesetzlich verboten war und die Tattoomaschinen erst wieder ab 1997 surren durften. Die Reisetätowierkoffer, welche in den späten 1970er Jahren in den USA verbreitet waren, hatten weniger mit dem praktischen Nutzen zu tun, sondern vielmehr damit, dass sie es den Strassentätowierern ermöglichten, sich bei nahenden Ordnungshütern schnellstmöglich aus dem Staub machen zu können. Es waren nicht zuletzt Könige wie George V. aus Grossbritannien, denen wir es zu verdanken haben, dass Tattoos nicht mehr nur mit Matrosen oder Kriminellen in Verbindung gebracht wurden. Wer heute stolz ein Kunstwerk auf seiner Haut trägt, geniesst damit auch die Früchte eines lang andauernden Kulturkampfes, den Tattoo-Pioniere für uns ausgetragen haben.
Ein Must-have für jeden Tattoo-Fan
Mit „TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection“ hat der Taschen Verlag eine grossartige Hommage an die Tattoo-Kunst geschaffen. Aber Achtung: Um sich ein Exemplar der „Famous First Edition“ – also ein nummeriertes Exemplar der Erstauflage von 10.000 Stück – zu sichern, ist schnelles Handeln angesagt.
Die Nummer 8797 ist leider schon vergriffen und stellt mit ihrem Gewicht von über sechs Kilogramm das Büchergestell von André Clémençon auf eine harte Probe… 440 Seiten im beeindruckenden XL-Format von 29 x 38.8 cm lassen keine Zweifel darüber aufkommen, welches Buch in der Tattoo-Kunstsammlung fortan eine gewichtige Hauptrolle spielt.
TATTOO. 1730s-1970s. Henk Schiffmacher’s Private Collection, Verlag TASCHEN. Informationen über das Must-have für alle Tattoo-Interessierten (und auch über den kompakten Klassiker „1000 Tattoos“ aus demselben Haus) finden Sie auf der Website taschen.com.